Presseberichterstattung
In einer weiteren Untersuchung fassen BORGMANN/KLOSTERMEYER/LÜDICKE (2000: 66) Presseberichte über Rückverlagerungen zusammen und leiten daraus Gründe für Rückverlagerungen ab.14 Als Fazit wird gezogen, dass Verlagerungen, die nur aufgrund von Lohnkosten durchgeführt werden, problematisch sind. Eine Fokussierung
auf Lohnkosten stellt keine ausgewogene Betrachtung dar. Als Rückverlagerungsgründe lassen sich zusammenfassend Transportkosten mit den dazugehörigen Flexibilitätsverluste in der Lieferung aufgrund der weiten Entfernung, Know-how-Diebstahl, Qualitätsprobleme, Wertverlust aufgrund der schnellen technischen Entwicklung, Mentalitäts- und Sprachprobleme und schließlich der Nervenverschleiß der Manager zu nennen.
Tab. 5 gibt einen Überblick über die einzelnen Rückverlagerungsfälle:
Firma/Produkt |
Verlagerungsort/jetziger Produktionsort |
Grund der Rückkehr |
Terra Tec Computer: Soundkarten |
Taiwan --> Mönchengladbach |
Know-how-Diebstahl |
ABB-Stotz-Kontakt: Sicherungsautomaten zur Kurzschlussverhinderung |
Portugal, Spanien, Singapur --> Heidelberg |
Mehr Kundennähe erforderlich (schnellere Lieferung, höhere Flexibilität |
Werner Ziefle: Gehäuse und Montage von Stereoboxen |
Polen --> Bodensee |
Sehr hohe Ausschussrate (fast 80 %) --> hoher Ausfall und Lieferschwierigkeiten |
Fujitsu ICL: Montage der ASI-Computer |
Taiwan --> Sommerda/Thüringen |
Hohe Fracht- und Finanzierungskosten (acht Wochen Seefahrt) Wertverlust durch schnelle Entwicklung der Technik |
Betrand Faure: Autositze |
Produktion mit Hilfe tschechischer Zulieferer --> Regensburg |
Lange Wartezeiten an der Grenze --> Produktionsverzögerungen --> teure Überstunden |
Otis Escalator GmbH: Fahrtreppen |
Brasilien --> Stadthagen |
Durch härteren Wettbewerb ausgelöste Veränderungen in Stadthagen |
Sennheiser electronic GmbH: Elektroakkustik (Mikrofone, Kopfhörer, Empfängerboxen) |
Shanghai --> Burgdorf bei Hannover |
Qualitätsmängel, Lieferengpässe, Know-How-Diebstahl |
Tab. 5: Beispiele für Rückverlagerer
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: BORGMANN/KLOSTERMEYER/LÜDICKE (2000): 67
Auch die Untersuchung von Presseberichten stützt die zweite Hypothese eines Scheiterns am ausländischen Standort.
[14] Hierbei beziehen sich BORGMANN/KLOSTERMEYER/LÜDICKE auf MÜLLER (1996): 258ff und HEIN (1997).
Borgmann, Claudius; Klostermeyer, Axel; Lüdicke, Tanja (2000): Strategische und organisatorische Erfolgsmuster der Herstellung von Einfachprodukten am Standort Deutschland. In: Schmierl, Klaus (Hg.): Intelligente Produktion einfacher Produkte am Standort Deutschland. Frankfurt: Campus Verlag: 61-95.
Hein, Christoph (1997): Der Standort Deutschland ist wieder „in“. Die Welt (13.11.1997)265: 13.
Müller, Eva (1996): Reumütige Rückkehrer. Etliche Firmen, die billig in Deutschland produzieren, kommen wieder nach Deutschland. FOCUS 5(1996)39: 258260.